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Zur Musikpraxis

Die Kosten einer Musikaufnahme

Viele Musikhörer wissen nicht wie viel eigentlich eine Musikaufnahme kostet. Der folgende Beitrag soll einen Einblick über die Kosten einer Musikproduktion geben. Daran soll ausgerechnet werden wie viel Musikhörer dieses Musikwerk kaufen müssten, damit die Produktionskosten wieder eingespielt werden. Da man aber nicht nur die Kosten einer Musikaufnahme decken möchte, sondern auch noch Gewinn von dem Aufwand erzielen muss, wird zusätzlich erarbeitet, wie viel Gewinn eine Musikaufnahme abwerfen sollte.

Auftragsvergabe

Der Auftraggeber einer Ausstellung vergibt 4.050€ (der Einfachheit halber alles in Nettobeträgen) für den Musikproduzenten. Der Musikproduzent begleitet das gesamte Projekt. Er wird die entsprechenden Musiker engagieren, wird die Finanzen verwalten und wird auch künstlerische Entscheidungen wie den "Klang der Aufnahme" entscheiden. Er ist quasi der Manager des Projekts.

Die Auftragsbeschreibung

Die fertig zu stellende Musik soll im Stil "Klassik-Rock" sein und 5 Minuten (langes Intro und Outro) lang dauern. Zudem gibt der Auftraggeber vor, welche Musikinstrumente das Musikwerk beinhalten soll:

  • 3 Gitarren
  • 1 Bass
  • 1 Schlagzeug
  • 1 Keyboarder
  • 1 Streichquartett (Violine 1, Violine 2, Viola, Cello)
  • 1 Posaune
  • 1 Trompete
  • 1 Hammond Orgel

Was wird für die Musikproduktion nun benötigt?

Im ersten Schritt muss ein Komponist eine Melodie komponieren, die entsprechenden Akkorde aufschreiben und einen passenden Rhythmus zum Musikstück komponieren. Dies natürlich im Stil "Klassik-Rock". Gefällt dem Auftraggeber die Komposition, kann eine weitere Person, der Arrangeur, diese Komposition aufgreifen und das sogenannte Arrangement entwickeln. In diesem Schritt erhält der Arrangeur vom Musikproduzenten die Angabe, welche Instrumente im Musikwerk vorkommen werden. Da es sich hierbei um insgesamt 13 Musikinstrumente handelt, schreibt der Arrangeur die Komposition so um, dass diese für 13 Musikinstrumente spielbar ist. Wenn dem Auftraggeber das Arrangement gefällt, kommt der schwierigste und teuerste Teil der Produktion: die Musikaufnahme.

Die Musikaufnahme

Für die Aufnahme muss ein Tonstudio mit dem entsprechenden Aufnahmeraum gemietet werden. Es muss die entsprechende Technik gemietet werden, die die Aufnahme erst ermöglicht. Das heißt: Mikrofone, Mikrofonständer, Kabel, Mikrofonverstärker, Kopfhörer, Notenständer, Aufnahmegeräte, Computer, Software, Soundprozessoren und viele weitere kleine Dinge. Zudem benötigt man einen Toningenieur, der die Technik bedienen kann und ebenfalls weiß, wie man die Mikrofone beim jeweiligen Musikinstrument so aufstellt, dass es sich gut anhört.

Ist die Aufnahme "im Kasten", muss der Tonmischer an die Arbeit. Der Tonmischer nimmt die 13 Aufnahmen der Musikinstrumente und muss dafür sorgen, dass sich alles zusammen gut anhört.

Im letzten Schritt muss ein Mastering-Mensch die gemischte Musik für das jeweilige Abspielgerät mastern - meist für MP3 oder Audio-CD. Mastern kann man sich wie eine Art Endlackierung des Songs vorstellen.

Jetzt ist für diese Musikaufnahme ziemlich viel passiert und es ist nun interessant, "Wer" eigentlich "Wie viel" Geld gekostet hat. Ganz nebenbei gesagt, muss auch erwähnt werden, dass die Interpreten während der Aufnahme verpflegt werden mussten und dass eine Person benötigt wurde, die sich um die Buchung des Aufnahmeraums, der Vertragsgestaltung und der Koordination der Termine kümmern musste.

Bezeichnung Preis bzw. Arbeitsstunden
Komponist 120 Stunden Arbeit
Arrangeur 500€ netto
1. Gitarre 150€ netto
2. Gitarre 150€ netto
3. Gitarre 150€ netto
Bass 150€ netto
Keyboard 150€ netto
Schlagzeug 150€ netto
Streichquartett 600€ netto
Trompete 150€ netto
Posaune 150€ netto
Hammond Orgel 150€ netto
Tonstudio, Aufnahmeraum, Technik, Toningenieur 1.000€ netto
Tonmischer 250€ netto
Mastering 100€ netto
Catering 100€ netto
Sekretariat: Buchung, Verträge, Koordination 150€ netto
Produzent 100 Stunden Arbeit
   
Summe 4.050€ und 220 Stunden Arbeit des Komponisten und Produzenten

Wie man sieht, ist auf den Cent genau das Auftragsgeld, das der Auftraggeber vergeben hat, ausgegeben worden. Allerdings stehen noch 220 Stunden vom Produzenten und Komponisten im Raum, die noch gar nicht vergütet worden sind.

Für den Produzenten war dieser Auftrag leider ein schlechter Deal. Er hätte sehen müssen, dass er entweder ein günstigeres Studio mietet oder Musiker nimmt, die noch studieren, da diese meist billiger sind. So hätte er vom Auftragsgeld etwas übrig gehabt, das er für sich hätte behalten können. Alternativ hätte er aber auch für den Auftrag 7.000 statt 4.050€ nehmen können, damit seine Arbeit entlohnt werden kann. Der Produzent hat für diesen Auftrag schlecht gewirtschaftet und trägt demnach auch das entsprechende Risiko - er geht leer aus.

Für den Komponisten kommt hier die GEMA ins Spiel. Die GEMA ist der Verein für die Musikurheber, also auch für den Komponisten. Der Auftraggeber gibt nun jedes Jahr der GEMA an, wie oft die komponierte Musik gespielt wurde. Je öfter die Musik gespielt wurde, umso beliebter war scheinbar die Musik, umso mehr Geld (sogenannte Tantieme) erhält der Komponist.

Mit anderen Worten: "Das Urheberrecht und die daraus resultierende angemessene Vergütung (Tantieme) gibt dem Komponisten die Gewähr, dass er den Arbeits- und Erfahrungsaufwand, den er in das Musikwerk investiert hat, wieder hereinholen kann."

Und dies geschieht ganz allein durch die Tantieme auf Basis des sogenannten Urheberrechts.

Als Komponist will ich an dieser Stelle auch etwas sagen:

"Ein Musikwerk komponieren zu können ist eine Mischung aus Talent, Wissen und vor allem Erfahrung. Und Erfahrungen kann man nur über die Jahre der Arbeit sammeln."

Der Komponist erhält also während der Musikproduktion gar kein Geld, sondern erhält diese erst über die Jahre hinweg. Seine Komposition wird also daran gemessen wie oft seine Musik gespielt wurde und wird demnach an deren Gewinn erst beteiligt. Das klingt ja auch irgendwie fair. Wenn ein Komponist schön komponiert und oft gehört wird, sollte er mehr Geld erhalten, als jemand, der schlecht komponiert und gar nicht gehört wird. Was denkt ihr?

Die Produktionskosten durch das Einspielen wieder reinholen

Der Auftraggeber hat 4.050€ für die Musikaufnahme investiert und möchte natürlich auch das Geld wieder in seiner Kasse wiederfinden. Er verkauft dies Musik nun und stellt ihn über iTunes und Amazon rein. Nehmen wir zwei durchaus übliche Zahlen an:

  1. Das Musikwerk wird für 0,99€ bei iTunes bzw. Amazon verkauft
  2. iTunes und Amazon behalten 30% der Verkaufssumme gleich für sich, weil sie sagen, dass die Server auf denen das Musikwerk liegt ja auch Kosten verursacht. Also behalten sie von 0,99€ gleich 0,297€ für sich. Als Auftraggeber erhalte ich von den 0,99€ immerhin noch 0,693€.

Wie viel Musikhörer müssen nun eigentlich dieses Musikwerk kaufen, damit wenigstens erst einmal die Produktionskosten gedeckt werden? Es sind 5.844 Musikhörer, denn 5.844*0,693€ sind 4.049,896€. Mit anderen Worten heißt dass, das erst ab dem 5.845sten Musikkäufer ich beginne für dieses eine Musikwerk erst ein Gewinn zu erzielen. Ab da kann ich also erst anfangen meine eigenen Rechnungen zu bezahlen: Miete, Angestellte, Strom, Wasser, Telefon, Internet und alles was noch so in einer Firma zu bezahlen ist.

Wenn ich als Auftraggeber nun noch ein weiteres Musikwerk aufnehmen möchte, dass aber dieses mal 5.000€ kostet, dann muss ich erst einmal einen Gewinn von 5.000€ erwirtschaften, bevor ich einen neuen Auftrag überhaupt erst vergeben kann. Anders gesagt, müssen noch 7.215 weitere Musikhörer das aktuelle Musikwerk kaufen, bevor ich überhaupt einen neuen Auftrag zur Musikproduktion vergeben kann.

Wie man sieht ist nicht nur die Musikproduktion äußerst kompliziert, auch das Geld wieder einzuspielen ist gar nicht einmal so einfach. Eigentlich ist das hier alles noch viel komplizierter, denn neben dem Urheberrecht existieren auch noch die sogenannten Leistungsschutzrechte. Dieser Beitrag sollte aber erst einmal einen überblick über das sogenannte Musikbusiness geben. Im übrigen sollte hier noch gesagt werden, dass der Auftraggeber meist das sogenannte Musiklabel ist: Universal, EMI, Sony oder Warner Music. Aber letztlich kannst auch Du selbst der Auftraggeber sein.

Im Anhang gibt es noch eine Tabelle mit der man sehen, wie viel Musikkäufer eine Musik kaufen müssen, damit die Produktionskosten einer Musikaufnahme wieder eingespielt werden. Die grauen hinterlegten Zahlen sind die Gelder, die Du ungefähr von iTunes oder Amazon wiederbekommen würdest, also der Preis, der ungefähr 70% von 0,99€ ist.